Probleme beim Ein- und Durchschlafen

Schlafstörungen: Ursachen und was tun?

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Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Schlafstörungen können nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Gesundheit beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen von Ein- und Durchschlafstörungen zu finden und zu beseitigen. Was tun bei Schlafstörungen?

Junge Frau liegt im Bett mit Schlafstörungen
© mtrlin – stock.adobe.com

Kurzübersicht: Schlafstörungen

Definition: Schlafstörungen sind eine Gruppe von Erkrankungen, die den normalen Schlafprozess stören. Die Folgen sind Schlafmangel oder schlechte Schlafqualität.

Ursachen: Häufig körperliche oder psychische Auslöser. Zum Beispiel Stress und Angststörungen, Depressionen, Schlafapnoe, Restless-Legs-Syndrom oder Medikamente.

Symptome: Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen, häufiges Erwachen während der Nacht, Tagesmüdigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, unruhige Beine oder Schnarchen.

Diagnose: Anamnese und körperliche Untersuchung, Schlaftagebuch führen, Schlaftests, Ausschluss von Erkrankungen

Therapie: Zugrunde liegende Ursachen behandeln, zum Beispiel durch Entspannungstechniken, kognitive Verhaltenstherapie oder Medikamente wie Antidepressiva.

Unterstützende Maßnahmen: Regelmäßige Schlafenszeiten, Schlafumgebung optimieren, Vermeiden von Koffein und Alkohol vor dem Schlafengehen, regelmäßige Bewegung.

Artikelinhalte im Überblick:

20 Tipps für besseren Schlaf

Was sind Schlafstörungen?

Unter dem Begriff Schlafstörungen werden alle Probleme beim Ein- und Durchschlafen zusammengefasst. Gelegentliche Schwierigkeiten kennen fast alle Menschen, vor allem unter Stress und alltäglichen Belastungen. Ein- und Durchschlafstörungen können aber auch chronisch werden.

In vielen Fällen liegt eine primäre Schlafstörung vor, sie haben keine zugrunde liegende Erkrankung. Nach der Internationalen Klassifikation (International Classification of Sleep Disorders, ICSD) werden primäre Schlafstörungen folgendermaßen eingeteilt:

  1. Insomnie: Ein- oder Durchschlafstörung, ungenügende Schlafdauer oder nicht erholsamer Schlaf

  2. schlafbezogene Atmungsstörungen: im Schlaf setzt die Atmung aus (Schlafapnoe-Syndrom) oder andere nächtliche Atemstörungen wie Schnarchen

  3. Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs: erhöhtes Schlafbedürfnis (mehr als zehn Stunden pro Tag) und/oder Tagesschläfrigkeit

  4. zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung: Unfähigkeit, gemäß der Tag-Nacht-Rhythmik zu schlafen, zum Beispiel durch Jetlag oder Schichtarbeit

  5. Parasomnien: gestörter Schlaf durch psychische oder körperliche Ereignisse wie Albträume, nächtliches Zähnekirschen (Bruxismus) oder Enuresis (Bettnässen)

  6. schlafbezogene Bewegungsstörungen: darunter fällt zum Beispiel das Restless-Legs-Syndrom

Daneben gibt es Schlafstörungen, die im Zusammenhang mit organischen Erkrankungen, psychiatrischen oder verhaltensbedingten Störungen stehen. Fachleute sprechen dann von sekundären Schlafstörungen.

Ursachen für Schlafstörungen

Ausgelöst werden können Schlafstörungen durch organische Krankheiten oder psychische Belastungen. Auch hormonelle Veränderungen, Arzneimittel und andere Substanzen können der Grund für Schlafstörungen sein.

Ursachen im Überblick:

  • körperliche Erkrankungen: etwa Schlafapnoe-Syndrom, Restless-Legs-Syndrom, hormonelle Veränderungen zum Beispiel während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, Stoffwechselkrankheiten, Erkrankungen der Atemwege (zum Beispiel Asthma bronchiale), der Augen oder Nieren (Niereninsuffizienz)

  • psychologische und psychiatrische Faktoren: Stress, Belastungssituationen, psychiatrische Erkrankungen wie Depression, Angststörungen, Essstörungen oder Schizophrenie

  • schlafstörende Substanzen: bestimmte Medikamente (etwa Arzneimittel gegen Bluthochdruck, Kortikoide, aktivierende Antidepressiva, Antihistaminika, manche Antibiotika, Diuretika, Appetitzügler), koffeinhaltige Getränke, Alkohol, Nikotin, Drogen und Schlafmittel

  • Störungen der Schlafhygiene oder des Schlaf-Wach-Rhythmus: zu langer Mittagsschlaf, Aufregung am Abend, zu helles oder zu warmes Schlafzimmer, Jetlag sowie Schichtarbeit

Oft stört übermäßige Anspannung am Tag den Schlaf

Heute spielen Stress und Belastung im Alltag eine große Rolle in Bezug auf das Schlafverhalten. Körper und Psyche geraten in einen Zustand der ständigen Anspannung und Übererregung (Hyperarousal), die sich unter anderem in Muskelverspannungen, Herzrasen, innerer Unruhe und Gedankenkreisen bemerkbar macht.

Typisch ist auch die Angst vor dem Nicht-Schlafen-Können. Es liegt eine Fehlbeurteilung des eigenen Schlafzustands vor, bei der Betroffene ihr Schlafverhalten subjektiv als fehlerhaft betrachten, obwohl sich hierfür kein objektiver Nachweis erbringen lässt. Betroffene meinen, sie hätten die ganze Nacht kein Auge zugetan. In Wirklichkeit haben sie jedoch viele Stunden geschlafen.

All diese Faktoren wirken sich negativ auf den Schlaf aus, wodurch ein Teufelskreis entsteht.

Schlafpositionen: Welche sind gesund und helfen bei Beschwerden?

Symptome: Schlafstörungen erkennen

Die Insomnie zeichnet sich vor allem aus durch:

  • Schwierigkeiten beim Einschlafen
  • länger anhaltende nächtliche Wachphasen
  • häufiges Erwachen
  • mangelnde Erholung
  • andauernde Müdigkeit

Spürbar ist die starke Müdigkeit am Tag. Auch Gereiztheit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche sowie Kopfschmerzen sind typisch. Die soziale und berufliche Leistungsfähigkeit ist vermindert.

Betroffene verspüren teilweise einen hohen Leidensdruck und machen sich sowohl nachts als auch tagsüber Sorgen über ihre Schlaflosigkeit und deren Folgen und überlegen, was ihnen zu einem gesunden Schlaf verhelfen kann.

Gründliche Diagnose bei Schlafstörungen wichtig

Um eine Schlafstörung zu diagnostizieren, müssen die Beschwerden genau erfasst werden. Zudem fragen Ärzt*innen nach der Einnahme von schlafstörenden Substanzen, etwa koffeinhaltige Getränke, Medikamente, Drogen oder Alkohol. Auch eine körperliche Untersuchung ist wichtig, um organische Ursachen auszuschließen.

Schlaftagebücher geben Hinweise darauf, welche Ereignisse, Situationen und Verhaltensweisen der Patient*innen die Schlafqualität und -dauer beeinflussen könnten. Zudem gibt es Fragebögen zur Erfassung der Schlafqualität, etwa den PSQI (Pittsburgh Sleep Quality Index).

Auch spezielle Methoden wie die Aktigraphie können zum Einsatz kommen. Dazu wird ein Messinstrument wie eine Uhr am Handgelenk getragen, um den Schlaf-Wach-Rhythmus über einen bestimmten Zeitraum zu erfassen.

Aufenthalt im Schlaflabor

Können die Ursachen der Schlafstörung nicht geklärt werden, kommt eine Polysomnographie infrage. Sie umfasst verschiedene Untersuchungen zu Schlafqualität, -tiefe und -verlauf. In der Regel werden die Tests stationär in einem Schlaflabor durchgeführt und dauern häufig zwei Nächte hintereinander.

Unter anderem werden dabei Atem, Herzfrequenz, Augenbewegungen und Aktivität des Gehirns gemessen, um ein Schlafprofil der Betroffenen zu erstellen.

Schlafmangel und seine gesundheitlichen Folgen

Behandlung: Was tun bei Schlafstörungen?

Je nach Ursache können sich die Therapieansätze der Schlafstörungen stark unterscheiden. Wichtig ist grundsätzlich eine gesunde Schlafhygiene:

  • Das Schlafzimmer sollte in der Nacht kühl (16-18 Grad Celsius) und dunkel sein.

  • Lärmbelästigung sollte so weit wie möglich entgegengewirkt werden.

  • Auch Matratze und Lattenrost spielen eine wesentliche Rolle für guten Schlaf.

  • Zudem sollte man auf späte Mahlzeiten verzichten, da das Essen sonst schwer im Magen liegen und das Einschlafen behindern kann.

  • Auch auf Aufregung vor dem Zubettgehen sollte möglichst verzichtet werden. Deshalb am besten mindestens eine halbe Stunde vor der Schlafenszeit Smartphone, Laptop, Tablet und Fernseher ausschalten.

  • Manchen Menschen helfen sogenannte Gewichtsdecken, besser ein- und durchzuschlafen.

  • Getrennte Schlafzimmer können bei schnarchenden Partner*innen sinnvoll sein.

Liegen körperliche Ursachen vor, gibt es verschiedene Therapien. Hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre kann etwa mit einer Hormontherapie begegnet werden, wohingegen das Behandlungsspektrum einer Niereninsuffizienz von Arzneimitteln wie Diuretika über Dialyse bis hin zur Transplantation reicht.

Psychiatrische Ursachen behandeln

Wurde eine psychiatrische Erkrankung – etwa eine Depression oder Angststörung – als Ursache der Schlafprobleme ermittelt, gilt es, diese mithilfe einer Kombination aus Psychotherapie und gegebenenfalls Psychopharmaka zu behandeln. Vorübergehend können zusätzlich Schlafmittel verschrieben werden.

Die recht häufig durch Stress verursachte psychophysiologische Insomnie kann durch Verhaltenstherapie behandelt werden. In Einzel- oder Gruppentherapien können Strategien erarbeitet werden, um körperliche Anspannungen abzubauen. Dies kann stationär in Schlafzentren oder ambulant erfolgen.

Schlafstörungen mit Medikamenten behandeln

Anfangs sind Schlafmittel mitunter sinnvoll, um den Teufelskreis aus Angst vor Schlaflosigkeit und dadurch ausgelöster Schlafprobleme zu durchbrechen. Sie eignen sich aber meist nicht dauerhaft zur Therapie.

Ein vorübergehender Einsatz von Schlafmitteln als Einschlafhilfe sollte im Regelfall vier Wochen nicht überschreiten. Die Wahl des Schlafmittels richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung.

Zu den verschreibungspflichtigen Schlafmitteln zählen zum Beispiel Benzodiazepine wie Flurazepam oder Diazepam. Aufgrund der Gefahr der Abhängigkeit sowie möglicher Nebenwirkungen wie Tagesschläfrigkeit sollte die Anwendung mit Bedacht und nur kurzfristig erfolgen.

Weitere verschreibungspflichtige Wirkstoffe bei Schlafstörungen sind:

  • Benzodiazepinrezeptoragonisten wie Zopiclon, Zolpidem oder Zaleplon
  • synthetisch hergestelltes Melatonin
  • bestimmte Antidepressiva
Lesetipp: Rezeptpflichtige Schlaftabletten richtig anwenden

Freiverkäufliche und pflanzliche Arzneimittel

Auch freiverkäufliche Schlafmittel sollten nur nach ärztlicher Rücksprache oder auf Nachfrage in der Apotheke angewendet werden. Zu den Wirkstoffen zählen bestimmte Antihistaminika wie Doxylamin oder Diphenhydramin. Sie wurden ursprünglich als Mittel gegen Allergien eingesetzt, sind aber auch für ihre dämpfende und schlaffördernde Wirkung bekannt und kommen heute fast ausschließlich als Schlafmittel zur Anwendung.

Zur Behandlung leichter Schlafstörungen stehen außerdem pflanzliche Präparate zur Verfügung. Geeignet sind zum Beispiel die Wirkstoffe Lavendel, Baldrian, Hopfen, Johanniskraut, Melisse und Passionsblume. Pflanzliche Schlafmittel sollten ebenfalls nur nach Rücksprache mit Fachleuten angewendet werden.

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Frau Dr. med. Sabine Schulz

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