Arthrose: Was hilft bei Gelenkverschleiß?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftArthrose kommt im Finger, Knie oder anderen Gelenken vor. Sie entsteht durch Abbau von Knorpelgewebe im Rahmen des normalen Alterungsprozesses oder durch Verletzungen. Was hilft bei Arthrose?
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Kurzübersicht: Arthrose
Was ist Arthrose? Es handelt sich um eine Verschleißerkrankung der Gelenke, hervorgerufen durch übermäßige Abnutzung des Gelenkknorpels. Arthrose entsteht durch den natürlichen Alterungsprozess, wird aber auch durch Übergewicht oder Verletzungen begünstigt.
Symptome: Typische Symptome, die auf eine Arthrose in einem Gelenk hinweisen, sind Belastungsschmerzen, Druckempfindlichkeit, Überwärmung, Verdickung und Bewegungseinschränkung.
Was hilft bei Arthrose? Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen regelmäßige Bewegung und Sport sowie bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion. Auch entzündungshemmende Medikamente können die Schmerzen lindern. Unter Umständen ist eine Operation oder der Einsatz eines künstlichen Gelenks notwendig.
Im Überblick:
Was ist Arthrose?
Arthrose führt zu einer Versteifung der Gelenke und verursacht starke Schmerzen. Insgesamt werden mehr als hundert verschiedene Krankheitsbilder, die zu übermäßigen Abbauprozessen im Gelenk führen, unter dem Sammelbegriff Arthrose zusammengefasst.
Im Anfangsstadium einer Arthrose ist nur der Gelenkknorpel betroffen. Die Gelenke sind die Verbindungsstelle zwischen zwei benachbarten Knochen. Damit diese nicht aufeinander reiben, sind sie von einer Knorpelschicht umgeben – sie wirkt wie ein Stoßdämpfer.
Nimmt die Knorpelmasse ab, geht auch ihre Gleit- und Pufferfunktion zunehmend verloren. Im weiteren Verlauf der Arthrose werden auch Knochen und Gelenkflächen in Mitleidenschaft gezogen.
Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung
Arthrose ist eine typische Alterserscheinung und weltweit die häufigste Gelenkerkrankung. Bei fast jedem Menschen über 70 Jahren ist Arthrose im Knie, im Finger oder in der Hüfte feststellbar. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Formen von Arthrose
Nicht alle Gelenke sind in gleicher Weise gefährdet. Besonders häufig betroffen sind Hände, Finger, Knie und Hüftgelenke. Je nachdem, wo Arthrose entsteht, wird sie medizinisch unterschiedlich bezeichnet. Die wichtigsten Formen sind:
- Hüftgelenk – Hüftarthrose (Coxarthrose)
- Kniegelenk – Kniearthrose (Gonarthrose)
- Daumensattelgelenk – Rhizarthrose
- Wirbelgelenke – Spondylarthrose
- Schultergelenk – Omarthrose
- verschiedene Gelenke – Polyarthrose
- Großzehengrundgelenk – Hallux rigidus
Arthrose: Symptome bei Gelenkverschleiß
Die Symptome einer Arthrose im Finger, Knie oder einem anderen Gelenk sind individuell sehr verschieden. Auf Phasen starker Beschwerden können symptomfreie Perioden folgen.
Generell werden die Symptome einer Arthrose in folgende Schweregrade unterteilt:
Stumme Arthrose: Im frühen Stadium treten häufig keine oder nur leichte Beschwerden (etwa Gelenkschmerzen bei Belastung) auf. Erste Anzeichen sind oft nur auf dem Röntgenbild nachweisbar.
Ruhende Arthrose: In diesem Stadium ist der Gelenkknorpel ganz oder teilweise abgebaut, es kommt zu Symptomen wie Anlaufschmerz, Gelenksteifigkeit (Morgensteifigkeit) und Belastungsschmerz. Auch nächtliche Schmerzen und Wetterfühligkeit sind möglich.
Aktivierte Arthrose: Wenn der Gelenkknorpel abgenutzt wurde, reibt Knochen auf Knochen und das Gelenk kann sich entzünden. Es zeigen sich zusätzliche Symptome: Das Gelenk ist druckempfindlich und in der Bewegung eingeschränkt. Der betroffene Bereich kann sich überwärmt anfühlen, verspannt, geschwollen und gerötet sein. Möglicherweise tritt ein Gelenkerguss mit der Schwellung auf. Dabei handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung, die oft mit Schmerzen verbunden ist.
Dekompensierte Arthrose: In diesem fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Dauerschmerzen und einer krankhaften Veränderung des Gelenks wie einer Verdickung oder Verformung. Das Gelenk wird dadurch unbeweglich und instabil. Verletzungen können infolge schneller auftreten.
Wie wird Arthrose behandelt?
Gelenkverschleiß kann nicht rückgängig gemacht werden. Darum ist es wichtig, mit der Behandlung der Arthrose möglichst früh zu beginnen. Die Therapie hat die Ziele,
- das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen oder zu verzögern,
- die Schmerzen zu lindern,
- eventuelle Entzündungen zu heilen
- und die Funktion des Gelenks zu verbessern oder zu erhalten.
Welche Therapie hilft gegen Gelenkverschleiß?
Welche Behandlungsmethode infrage kommt, hängt vom Stadium und der Form der Arthrose ab. Grundsätzlich können physikalische, medikamentöse, orthopädische, physiotherapeutische und operative Maßnahmen erforderlich sein.
Physikalische Therapie: Die physikalischen Therapiemaßnahmen unterscheiden sich je nach Art des Gelenkverschleißes. Bei der aktivierten Arthrose werden Kälteanwendungen, Elektro- und Ultraschalltherapie eingesetzt. Wird die Gelenkerkrankung von keiner Entzündung begleitet, eignen sich ebenfalls Wärmeanwendungen, beispielsweise in Form von Salben, Pflastern, Rotlicht oder Fango.
Medikamentöse Therapie: Gegen die Schmerzen, die bei einem Gelenkverschleiß auftreten, können leichte Schmerzmittel (zum Beispiel Paracetamol) eingenommen werden. Bei einer aktivierten Arthrose werden entzündungshemmende Präparate gegeben, die sogenannten nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR).
Alternative Medikamente: Da Schmerzmedikamente bei Arthrose in der Regel über einen langen Zeitraum eingenommen werden müssen, sind Nebenwirkungen nicht selten, zum Beispiel im Magen-Darm-Trakt. Als Alternative oder zur kombinierten Therapie bieten sich in manchen Fällen pflanzliche Mittel an. Vor allem für Hagebuttenpulver und Ingwer wiesen Studien eine Wirksamkeit bei Arthrosebeschwerden nach.
Hyaluronsäure: Sie wird normalerweise im Gelenkknorpel produziert und fungiert dort als Schmiermittel. Injektionen mit Hyaluronsäure bewirken bei manchen Betroffenen – teilweise über Jahre hinweg – eine Besserung der Beschwerden. Auffrischungsinjektionen finden etwa alle neun bis zwölf Monate statt, sollten jedoch nur durchgeführt werden, wenn sich die Erstbehandlung als wirksam erwiesen hat. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse in der Regel nicht übernommen.
Orthopädische Therapie: Um die geschädigten Gelenke möglichst zu schonen, gibt es eine Reihe orthopädischer Hilfsmittel. Sind Knie- oder Fußgelenke betroffen, kann festes Schuhwerk mit Pufferabsätzen, Fußbettung oder Abrollhilfen empfehlenswert sein. Sogenannte Orthesen helfen dabei, die Gelenke zu stabilisieren.
Physiotherapie: Durch Physiotherapie (Krankengymnastik) soll die Beweglichkeit der Gelenke verbessert werden. Zudem regt Bewegung die Nährstoffversorgung des Knorpels an. Dadurch kann das Fortschreiten der Arthrose verlangsamt werden.
Ernährungsumstellung: Auch die richtige Ernährung bei Arthrose kann Beschwerden lindern. Infrage kommt etwa die Mediterrane Küche beziehungsweise Mittelmeerdiät. Dabei handelt es sich um eine vorwiegend pflanzliche, antientzündliche Ernährungsweise mit hochwertigen Fetten und wenig tierischen Proteinen. Eine Ernährungsumstellung ist insbesondere notwendig, wenn Übergewicht besteht. Hohes Körpergewicht stellt eine starke Belastung für die Gelenke dar und begünstigt das Entstehen einer Arthrose.
Bewegung: Auch Sport bei Arthrose hilft gegen die Schmerzen. Bewegung kräftigt die Muskulatur, das Gewebe und stärkt die Gelenke. Allerdings ist nicht jede Sportart geeignet: Ruckartige Bewegungen wie beim Tennis oder Squash sollten vermieden werden. Günstig wirken sich dagegen Sportarten mit sanften und regelmäßigen Bewegungsabläufen aus, wie Fahrradfahren oder Aqua-Gymnastik.
Operation: Ob bei einer Arthrose eine Operation notwendig ist, hängt vom Lebensalter ab, wie stark der Verschleiß die Lebensqualität einschränkt und ob Begleiterkrankungen vorliegen. Eine Operation kann dazu dienen, das Gelenk zu erhalten oder bei starker Schädigung ein künstliches Gelenk einzusetzen.
Fehlstellungen korrigieren: Bei einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) werden Knochenpartikel, die durch Abrieb entstanden sind, ausgespült. Gleichzeitig kann bei fokalen Knorpelschäden das Knorpelgewebe durch verschiedene Techniken im Rahmen der Arthroskopie zur Selbstheilung angeregt werden, wenn noch keine Arthrose vorliegt. Ist sie durch Fehlstellungen wie X-Beine (gelenknahe Osteotomien) entstanden, kann diese Fehlstellung ebenfalls operativ behoben werden.
Kunstgelenke (Prothesen) als Ersatz: Bleibt keine andere Möglichkeit, müssen zerstörte Gelenkanteile teilweise oder komplett durch Prothesen ersetzt werden.
Arthrose: Ursachen und Verlauf
Gelenkverschleiß kann einerseits durch den natürlichen Alterungsprozess entstehen, wenn sich der Knorpel mit den Jahren zunehmend degenerativ abnutzt. Eine Arthrose kann aber auch oft durch übermäßige Belastung, etwa durch eine Fehlstellung oder vermehrte Inanspruchnahme des Gelenks ausgelöst werden.
Generell unterscheiden Fachleute bei den Ursachen zwischen einer anlagebedingten (primären) und erworbenen (sekundären) Arthrose.
Primäre Arthrose: Sie entsteht durch eine genetische Veranlagung und den natürlichen Alterungsprozess. Mit fortschreitendem Alter nutzt sich bei jedem Menschen die Knorpelmasse in den Gelenken mehr oder weniger stark ab.
Sekundäre Arthrose: Die Ursachen sind hier genauer bekannt. Genannt werden etwa Unfälle, Fehlstellungen (zum Beispiel X-Beine), Übergewicht, eine starke einseitige Belastung oder Vorerkrankungen (etwa Gicht oder Diabetes mellitus)
Oft hat die Arthrose auch mehrere Ursachen, wenn beispielsweise eine übergewichtige Person mit Diabetes mellitus zusätzlich Fehlstellungen der Beine aufweist. Dann kann die Gelenkerkrankung besonders schnell voranschreiten.
Verlauf der Arthrose: Von der Entzündung zur Gelenksteife
Arthrose beginnt meist unbemerkt. Häufig wird die Gelenkschädigung erst entdeckt, wenn sie starke Schmerzen verursacht. Die Knorpelschicht kann dann bereits so sehr abgetragen sein, dass die Knochenenden freiliegen und direkt aufeinander reiben.
Dadurch wird die empfindliche Innenhaut der Gelenke gereizt und Schmerzen entstehen. Auch abgeriebene Knorpel- oder Knochenhaut kann diesen Effekt haben. Die Folge in diesem fortgeschrittenen Stadium ist häufig eine Entzündung der Gelenkhaut oder ein Gelenkerguss (aktivierte Arthrose).
Knorpel, der einmal zerstört ist, baut sich nur unwesentlich wieder von selbst auf. Um die Reibung auszugleichen, bildet der Körper Knochenwucherungen (Osteophyten) rund um das betroffene Gelenk, was Verformungen und Verdickungen nach sich zieht.
Im Endstadium einer Arthrose sind die Gelenke wenig bis gar nicht mehr beweglich und werden letztlich instabil. Dann können Verletzungen schneller auftreten, die typisch für das fortgeschrittene Stadium der Erkrankung sind.
Diagnose: Wie lässt sich Arthrose erkennen?
Wer unter Gelenkbeschwerden leidet, kann eine hausärztliche oder orthopädische Praxis aufsuchen. Zu Beginn der Diagnose steht in aller Regel ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Hierbei werden die genauen Beschwerden, die Dauer des Auftretens sowie Vorerkrankungen und Risikofaktoren abgefragt.
Um eine mögliche Arthrose im Finger, Knie oder einem anderen Gelenk zu diagnostizieren, erfolgt eine ausführliche Untersuchung. Dabei prüft der*die Arzt*Ärztin den Bewegungsumfang und kontrolliert das Gelenk auf eine mögliche Schwellung.
Der Verdacht auf eine Arthrose lässt sich meist durch bildgebende Verfahren bestätigen. Auf Röntgenbildern zeigt sich ein verschmälerter Gelenkspalt als Anzeichen für Arthrose. Der Gelenkspalt ist der Zwischenraum zwischen den beiden Gelenkpartnern in einem Gelenk.
Neben Röntgenuntersuchungen können auch weitere bildgebende Verfahren durchgeführt werden, darunter:
- Ultraschall (Sonographie)
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
Möglichkeiten kleine Gelenkveränderungen festzustellen
In manchen Fällen kommen zur genaueren Abklärung weitere Untersuchungsmöglichkeiten zum Einsatz. Dazu zählen:
Blutuntersuchung, um zu erkennen, ob Arthrose oder doch womöglich Arthritis vorliegt.
Gelenkpunktion – mithilfe einer Nadel wird Gelenkflüssigkeit entzogen und untersucht.
Gelenkspiegelung (Arthroskopie), um frühzeitig bereits kleinere Knorpelveränderungen festzustellen, die auf dem Röntgenbild nur schwer identifizierbar sind.